Erinnerung an Jens Schulz

Sein Bruder Benno hat uns jetzt mitgeteilt, dass Jens Schulz im Alter von

58 Jahren verstorben ist. Einige von uns Alten können sich noch sehr gut

an Jens erinnern. Er war ein Mitglied, das sich immer für die Club-Belange

eingesetzt und im Stillen gewirkt hat, denn Jens gehörte zu den ganz

Bescheidenen. Wenn man sein Wirken in den alten Heften der »goto club«,

unserer leider eingestellten Club-Zeitschrift verfolgt, dann erlebt man

gleichzeitig eine Geschichte der Computer-Entwicklung für uns Amateure.

Schon in der ersten Nummer 1/85 (99 Pfg, mit Büroklammern geheftet)

schreibt er eine sehr schöne und sachliche Kritik über den Schneider

CPC 464, die aber mit folgenden Worten endet: »Wer also weniger als

900 DM ausgeben möchte, sollte zum CPC 464 greifen, ansonsten würde ich

persönlich momentan den Atari 130 ST uneingeschränkt vorziehen.«

Denn die Ataris waren seine große Liebe. Er hat für den Club eine

umfangreiche Shareware-Sammlung von Programmen für die Ataris auf

Floppy Disc angelegt. Damals gab es zwei große Gruppen von Computer-

Liebhabern, den Atari- und den Commodore-Freunden. Bei unseren frühen

Computertagen in der KGSE waren immer noch viele Firmen dabei, die

Atari-Komponenten verkauften, auch als die Firma gar nicht mehr produzierte.

Jens war auch ein begeisterter und fleißiger Programmierer. So beschreibt

er in der »goto club ’92«, wie er eine Mahjongg-Variante in 500 Stunden

programmiert hat und seine spätere Frau Uta und er 100 Stunden an den

Zeichnungen gesessen haben.

Als ich ’97 in den Club eintrat und unbedingt Linux lernen wollte, war

Jens mir eine große Hilfe. Damals war der Linux-Kernel noch so klein,

dass er auf eine 3 1/2-Zoll Diskette passte und Jens und ich hatten einen

kleinen Wettbewerb, wer den kleinsten Kernel schaffte, denn man konnte

ihn durch Verzicht auf bestimmte Module, die man nicht verwendete,

verschlanken. Einmal habe ich den Wettbewerb gewonnen und war sehr stolz.

Mit einem kleinen Programm demonstrierte er uns einmal, dass beim

zufälligen Agieren von 5 Farben miteinander nach wenigen Generationen

nur noch Nachfahren mit einheitlichen Grauwerten entstanden waren.

Das zeigte, wie er sich auch immer über das eigentliche Progammieren

hinaus Gedanken machte über den Sinn von Programmen.

Wenn wir uns in in der Python-Gruppe an einem Problem festgebissen

hatten – Jens fand immer eine Lösung.

Aus Interesse an seinem erlernten Beruf hat er auch ein Chemie-Programm

geschrieben, das für Studenten eine wunderbare Hilfe war.

Mit seinem Freund »Siggi« Wiese hat er lange an einer Baumstruktur gearbeitet.

Überhaupt: Alles, was Jens anfing, dass hat er mit großer Energie weiterverfolgt.

Irgendwann hatte er zum Beispiel sein Herz für chilenische Briefmarken entdeckt.

Wichtig – so erklärte er mir einmal – waren die Stempel der Orte auf den Marken.

Er schrieb natürlich ein Programm und erstellte eine Dokumentation,

auf welche die Spezialisten schon lange gewartet hatten.

Und kümmerte sich dann auch gleich um den Wikipedia-Artikel über Chile.

Leider konnte Jens wegen seiner erkrankten Frau in den letzten Jahren nicht

mehr in den Club kommen. Aber wir haben ihn nicht vergessen, denn

Jens, Du warst ein wunderbarer Freund!

Detlef Witt

PS: Dies habe ich noch gefunden: Jens ist 1984 in den Club eingetreten –

Mitglieds-Nr 11

Jürgen-Dieter Körner wurde in dem Jahr zum Vorsitzenden gewählt und

Jens zum Schriftführer. Diesen Posten hat er 12 Jahre lang engagiert

ausgefüllt.  Und ich fand noch diese Bildchen: